´ne eigene Streuobstwiese – Au ja!
Hurra, endlich hat es geklappt. Wir besitzen ein eigenes Stückchen Wiese auf dem wir Obstbäume pflanzen können, um eine Streuobstwiese anzulegen. Aus
der Wohnung in Köln hat es uns auf´s Land gezogen und eine solche Wiese war Teil des Traums. Allerdings war es zunächst einfacher, ein Häuschen auf dem Land zu finden, als eine Wiese zu bekommen.
Die wenigen Flächen die zum Verkauf stehen, sind begehrt bei Pferdehalter*innen, Landwirt*innen und der Eine oder die Andere hofft auf die Ausweisung neuer Baugebiete.
Nach langem Suchen ist es dann so weit, wir stehen vor hüfthohem Gras durchsetzt mit wunderschönen Wiesenblumen. Zum Reinlegen und Träumen.
Unter blauem Himmel machen sich Bilder von blühenden Bäumen, nistenden Vögeln und reifem Obst vor unserem inneren Auge breit. Artenreich soll es auf und unter den Bäumen werden.
Und natürlich ploppen jede Menge Fragezeichen zwischen diese Idealbilder:
- Welche Bäume wollen wir haben, welche passen zu Boden und Klima?
- Wie schaffen wir die Bewässerung der Bäume solange die noch klein sind?
- Was machen wir mit dem Gras? Der Landwirt, der die Fläche bis jetzt mitgemäht hat ist wegen seiner riesigen Maschinen raus.
- Wo genau liegen die Grenzen zu den Nachbarn?
- Schaffen wir zwei (nicht mehr jungen) Frauen das mit dem Pflanzen und Schützen der Bäume?
- Wer kann uns mit Fachwissen und praktischen Tipps unterstützen?
Begleiten Sie uns bei der Verwirklichung unseres Traums und erfahren Sie, ob und welche Antworten wir gefunden haben.
Bis bald, eure Sonja!
Wohin mit den Bäumen?
Das Grundstück ist ergattert, der Vertrag beurkundet und auf der Flurkarte sind die Grenzen genau eingetragen. Ok, draußen auf der Wiese lassen sich die Formen auch in etwa
nachvollziehen.
Aber reicht „in etwa“? Auf unsere Streuobstwiese sollen die klassischen Hochstämme gepflanzt werden, also Bäume die recht groß werden. Dazu wünsch ich mir schon lange eine Walnuss, die wird
richtig groß und alt. Wir müssen also genug Abstand zur Grenze lassen. Um nicht zu viel Raum zu verlieren, ist es gut zu wissen wo genau diese verläuft.
Also heißt es Grenzsteine suchen:
Dabei hilft die Internet-Anwendung TIM-Online des Landes Nordrhein-Westfalen, sie bietet verschiedene Darstellungen der Geobasisdaten der Vermessungs- und Katasterverwaltung NRW über sogenannte
WebMapServices (WMS) https://www.tim-online.nrw.de/tim-online2/ .
Hier finden sich alle Grundstücke mit ihren Flurnummern. Mit der einfach anwendbaren Messfunktion sind sowohl Strecken zwischen den Grenzsteinen als auch Flächen schnell ermittelt. Wer genaue
Koordinaten braucht, kann diese bei den Katasterämtern (heißt im Oberbergischen Kreis: Amt für Geoinformation und Liegenschaftskataster) erfragen. Dort kann auch eine exakte Vermessung der
Grundstücke beauftragt werden.
Wir hatten Glück. Mit den ermittelten Streckenlängen und einem 50m-Maßband waren die wichtigsten Grenzsteine zu finden, der Rest ließ sich gut abstecken.
Unsere Fläche wurde bisher von einem Landwirt mitgemäht. Einen Pachtvertrag mit den Vorbesitzern gab es nicht, das stille Einvernehmen hatte für beide Seiten Vorteile: Die weit entfernt wohnenden
Besitzer wussten ihre Wiese gepflegt und der Landwirt konnte das Futter nutzen.
Streuobstwiesen wurden früher angelegt um Obstanbau und eine Nutzung der Fläche zwischen den hochwachsenden Bäumen zu ermöglichen. Die weit ausladenden Mähwerke der heutigen Maschinen lassen das
nur sehr bedingt zu. Um nicht auf die gute alte Sense angewiesen zu sein, lohnt es sich zu überlegen, welche Verteilung der Bäume auf der Wiese den Einsatz von kleineren Mähmaschinen
möglich macht.
Oder könnten Schafe das Mähen übernehmen?
Das bringt uns direkt zum nächsten spannenden Punkt: dem Schutz der jungen Bäume. Wie wir uns entschieden haben, verrate ich beim nächsten Mal.
Bis bald, eure Sonja!
Es ist Samstag 9:00 Uhr, wir stehen auf der Wiese, es kann losgehen!
Eine Obstbaumwartin, die uns schon bei der Sorten-Auswahl und beim Pflanzplan geholfen hat, hat die gewünschten Pflanzen bei verschiedenen Anbietern geordert und wird sie zur Wiese bringen. Die Biostation hat Anbindepfosten sowie hilfreiche Werkzeuge wie Erdbohrer, Pfahlramme und Schaufeln im Gepäck. Freunde und Nachbarn unterstützen uns mit weiteren Spaten, Kreuzhacken und ganz viel Power, sie alle tragen, graben, setzen und wässern mit uns:
Die Pflanzlöcher werden ausgehoben, als Wühlmausschutz wird ein Drahtkorb aus Hasendraht eingesetzt. Dann wird die Erde wieder eingefüllt, vorsichtig, um Wurzeln oder Stamm des jungen Obstbaumes nicht zu verletzen. Als Starthilfe für den Baum wird noch Urgesteinsmehl und Holzasche beigegeben. Der Wühlmausschutz wird so zum Stamm hin gefaltet, dass kein Zugang für Nager frei bleibt. Zur Bewässerung und damit die Erde sich gut um die Wurzeln verteilt, bekommt jeder Baum noch 20-30 Liter Wasser.
Zur Stabilisierung der Bäume setzen wir zwei Pfosten in Windrichtung, zwischen denen der Baum mit Jutegurteingebunden wird. Damit Rehe, Hasen und andere Leckermäuler nicht am Stamm nagen, wird ein Verbissschutzangelegt. Wir probieren zweierlei aus: eine Drahthose aus Hasendraht und Holzmanschetten. Die Manschetten habengleichzeitig einen ähnlichen Effekt wie das Kalken und verhindern ein Aufreißen der Rinde durch starke Temperaturschwankungen im Winter.
Die Bäume sind hochstämmige Äpfel, Birnen, Zwetschgen, Quitte, Kirsche, Mirabelle. Sie stehen in weitem Abstand von min 9 m, dazwischen haben wir schwachwüchsige kleine Bäume gepflanzt. Die tragen schneller, sind aber, wenn die Hochstämme den Platz einnehmen, schon am Ende ihrer Lebensdauer.
Eure Sonja!